Zuviele Kennzahlen in der Instandhaltung!?

In Industrieunternehmen ist die Nutzung von Kennzahlen in der Instandhaltung eher die Regel als die Ausnahme. Teilweise wird sich eher über die Vielzahl an zu ermittelnden Kennzahlen „beschwert“ als dass „Kennzahlenlücken“ moniert werden. Ein Zuviel an Kennzahlen führt jedoch zu einem erhöhten Aufwand bei der Ermittlung und Auswertung. Zudem kann dies auch den Blick auf relevante und kritische Entwicklungen in der Instandhaltung verstellen. Ein Zuwenig hingegen bedeutet meist Lücken in der Betrachtung. Dies führt zu erhöhten (Anlagenausfall-)Risiken, suboptimalen Entscheidungen und letztlich zu erhöhten Instandhaltungskosten. Es gilt also, als Instandhaltungsleiter das „richtige“ Maß zu finden.

Um das „richtige“ Maß, also die notwendige Anzahl an zweckmäßigen Kennzahlen, zu finden, gilt es im ersten Schritt, sich Gedanken zu machen, warum Kennzahlen überhaupt genutzt werden sollen. Hierbei helfen die folgenden Ansatzpunkte:

Einfaches Erkennen von relevanten und signifikanten Abweichungen im Betriebsgeschehen

  • Relevante Abweichungen beziehen sich meist auf Abweichungen, die die Erfüllung der gesetzten Instandhaltungsziele verhindern. Instandhaltungsziele sind häufig die Bereitstellung der geforderten technischen Anlagenverfügbarkeit zu minimalen Kosten. Somit sind relevante Abweichungen z.B. niedrige technische Anlagenverfügbarkeiten oder ungeplante Großreparaturen.

Rechtzeitige Information über signifikante Abweichungen

  • Hier spielt der Berichtszeitraum eine wesentliche Rolle, In modernen IT-Systemen stehen dem Instandhaltungsleiter tagesaktuelle Kennzahlen zur Auswertung zur Verfügung. Spätestens jedoch 1x monatlich sollten die Daten und Kennzahlen im Rahmen des Berichtswesens zusammengefasst zur Verfügung gestellt werden.
  • Aber auch die Sensitivität und Genauigkeit der ausgewählten Kennzahlen ist von Bedeutung. Die Sensitivität der Daten gibt an, wie empfindlich Kennzahlen auf kleine Veränderungen Änderungen der Meßgrößen reagieren. Bei Veränderungen von Kennzahlen sollte also erkannt werden, ob es sich hierbei um eine signifikante Abweichung handelt oder die Abweichung vom Zielwert zum „natürlichen Grundrauschen“ gehört.

Ursache- und Wirkungszusammenhänge erkennen

  • Hilfreich ist es, wenn mittels Kennzahlen Ursache-Wirkungszusammenhänge aufgezeigt werden können. So können die notwendigen Gegenmaßnahmen schneller identifiziert und umgesetzt werden.

Förderung einer einheitlichen Sichtweise auf das Betriebsgeschehen

  • Durch eine genaue Definition der Kennzahlen, eine hohe Datengenauigkeit sowie den vorher genannten Punkt „Ursache- und Wirkungszusammenhänge“ wird das Betriebsgeschehen transparent abgebildet werden und eine einheitliche Sichtweise des Betriebsgeschehens gefördert.

Förderung des innerbetrieblichen Informationsaustauschs (z.B. zwischen Abteilungen oder auch Werken)

  • Gerade in großen Unternehmen besteht die Möglichkeit durch die einheitliche Nutzung von Kennzahlen den innerbetrieblichen Informationsaustausch zu fördern und so Best Practice-Ansätze schneller zu identifizieren. Hierbei ist mit Vorsicht umzugehen. Zu schnell werden Schlußfolgerungen ohne eine tiefgreifende Analyse gezogen. Umgangssprachlich wird dies gerne mit „Äpfeln mit Birnen vergleichen“ beschrieben. Das Ergebnis: Wenig bis keine Akzeptanz der damit einhergehenden Veränderungsmaßnahmen.

Förderung des außerbetrieblichen Informationsaustauschs

  • Der außerbetriebliche Informationsaustausch kann z.B. im Rahmen eines Benchmarking erfolgen. Hier gilt ähnliches wie beim innerbetrieblichen Informationsaustausch.

Unterstützung des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP)

  • Mit den richtigen Kennzahlen wird zudem der KVP weiter gefördert. Hierbei geht es nicht nur darum, Maßnahmen zu identifizieren, die die Zielerreichung absichern sondern darüber hinaus auch die Instandhaltung perspektivisch weiterentwickeln (z.B. Qualifikationsniveau der Mitarbeiter anpassen/verbessern).

Aus diesen 7 Gründen lassen sich nun für die verschiedenen Funktionen im Instandhaltungsbereich die relevanten Kennzahlen ableiten. Einige Beispiele für Kennzahlen sind bereits dargestellt worden. Weitere typische Kennzahlen, die in der Instandhaltung genutzt werden, sind in dem Blogbeitrag „Top 5 Kennzahlen für den Instandhaltungsleiter“ beschrieben.